Liebes Tagebuch,
ich hatte gerade die Berechnungen für die Hintergrundmusik meiner ersten selbstverkauften Autowaschstraße fertig und wollte mich auf die nächste CASH-N-GO-Aufnahmesession für die neue CD vorbereiten, als ich plötzlich auf dem im Wohnzimmer laufenden Fernseher störendes Gekreische hörte.
Was ich dann sah, bestätigte, was ich immer wusste: CASH-N-GO mangelt es an Talent, Ehrgeiz, Fleiß, Disziplin, dem unbedingten Willen zu Ruhm, ach – einfach an allem! Wie das so offensichtlich wurde, fragen Sie? Meine lieben Bandkollegen traten im Fernsehen auf. OHNE MICH! Nicht dass ich befürchte, sie könnten in Zukunft ohne mich auskommen. Nein, ganz im Gegenteil! Ich ging bisher davon aus, dass wir es bis an die Spitze der MTV-Charts schaffen könnten, wenn wir die weniger begabten Stimmen unserer Gruppe hinter meinem wohlig warmen und trotzdem kräftig pumpenden Bass verstecken. Doch nun ist es aus. Jeder einzelne von CASH-N-GO war deutlich in der Abendschau des Bayerischen Fernsehens zu hören (und auch noch zu sehen)! Wer bis jetzt an der Mittelmäßigkeit meiner Bandkollegen gezweifelt hatte, ist eines besseren belehrt. Zum Glück haben die Profis des Bayerischen Fernsehens bald erkannt, welch Unheil droht und das zweite Stück „Bohemian Rapsody“ nach einer Minute ausgeblendet. So gibt es vielleicht noch etwas Hoffnung. Schließlich haben nur ein paar Millionen Menschen den Auftritt meiner Kollegen an den Bildschirmen verfolgt.
Ein Wort noch zum Aushilfsbassisten Carl: Ihm ist es dank seiner brillanten Fähigkeiten hinsichtlich Präzision, Ausdruck und guten Aussehens zu verdanken, dass größerer Schaden von der Band abgewendet wurde. Ein Sänger, der seinesgleichen sucht!
Wie sieht die Zukunft aus? Hat CASH-N-GO noch eine Chance? Oder soll ich mit Carl ein Bassduo gründen? Wie auch immer, nach dieser Schmach wissen die anderen jetzt, dass die Band ohne meine schützende Begleitung nicht öffentlich auftreten kann.